Ein Schock wird als seelische Erschütterung verstanden, die durch ein plötzlich hereinbrechendes und belastendes Ereignis ausgelöst wird. Dabei kann es sich um eine real lebensbedrohliche Situation wie z.B. einen Verkehrsunfall, ein Gewaltverbrechen, eine Naturkatastrophe oder eine Operation handeln, ebenso wie um eine emotional psychische Belastung wie eine Arzt-Diagnose oder die Trennung sowie der plötzliche Verlust eines lieben Menschen. Was passiert dabei in unserem Körper und Nervensystem?
Das Nervensystem stellt sofort maximale Energie zur Verfügung und wechselt in den Überlebensmodus. Hierfür sind biologisch drei Programme angelegt: Kämpfen, Fliehen und Erstarren. Du kennst das vielleicht von Raub- und Beutetieren in der Natur: Wenn eine Gazelle vom Raubtier entdeckt wird und dies bemerkt, schalten sich blitzschnell die Überlebensreaktionen ein. Das Kämpfen scheidet aus, da die Gazelle kräftemäßig unterlegen ist. Sie beginnt also um ihr Leben zu rennen, zu fliehen. Kann sie dem Jäger dennoch nicht entkommen, greift unbewusst die letzte Überlebensreaktion. Die Gazelle erstarrt und stürzt zu Boden. Der Jäger verliert daraufhin unter Umständen das Interesse an der leblosen Beute und der Überlebensakt ist geglückt. Die Gazelle steht auf, schüttelt den Stress ab und geht ihres Weges.
Ebenso geschieht es bei uns Menschen. Die hier beschriebenen Überlebensreaktionen entstammen aus unserem Stammhirn, dem ältesten Teil unseres Gehirns. Sie werden als Reflexe ohne unser Einflussvermögen ausgelöst und haben das Ziel unser Überleben zu sichern. Unsere Gefahren unterscheiden sich doch meist grundlegend von den hier beschrieben aus dem Tierreich. Bei einem Unfall geht es so schnell, dass wir nicht die Möglichkeit haben zu fliehen oder uns zu verteidigen. Bei einer Operation sind wir womöglich sediert und können die Energie gar nicht ausagieren. Beim Verlust eines Menschen, fehlt uns die Fähigkeit das Erlebte abzuschütteln. Die zur Verfügung stehende Überlebensenergie bleibt im System gebunden.
So geschieht es, dass nach einem Schockerlebnis unser Körper und das Nervensystem in der Überlebensreaktion hängen bleiben, da sie noch nicht vervollständigt ist. Wir entwickeln dann dauerhafte Symptome, die unser (Er)leben grundlegend verändern - wie:
Unruhezustände, Panikattacken, Schlafstörungen, Wutanfälle oder Buthochdruck ➔ bei Verharren in der Kampf-/Fluchtreaktion
Ohnmacht, sich nicht spüren können, Dissoziation, Depression, Lethargie ➔ bei Verharren in der Erstarrungsreaktion
Permanent im Überlebensmodus zu sein bedeutet auch, dass normale Funktionen wie eine gesunde Verdauung, körpereigene Heilungsprozesse sowie Lernen und Konzentration nicht mehr funktionieren.
Die gute Nachricht zum Schluss: Unser Körper kann und möchte aus diesem Zustand wieder raus. Mit der Hilfe von individuellen Ressourcen, der Orientierung im Hier und Jetzt und einer traumasensiblen, coregulierenden Begleitung können die biologischen Reaktionen vervollständigt werden. Dabei kann die gebundene Energie/Ladung im Körper gelöst und sicher entlassen werden, sodass das Nervensystem zurück in seine natürliche Balance kommt. Was bleibt ist eine große Erleichterung, tiefer Friede und echte Verbundenheit.
PS: Und das berührt sein des Begleiters von der Intelligenz und den Selbstheilungskräften des Körpers
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