„Ich muss noch das Erledigen und das habe ich ganz vergessen. Außerdem muss ich noch die Person anschreiben“. „Ich kann es einfach nicht ansprechen – ach ich kann nicht mehr“. Kennst du auch solche Gedanken und Sätze aus deiner Lebenswelt? Dann sind die folgenden Infos sicher genauso spannende für dich wie sie für mich vor einer Woche waren. Damals saß ich in der Somatic Experiencing - Traumatherapie Ausbildung und wir haben uns ausgiebig mit dem autonomen Nervensystem beschäftigt. Das autonome Nervensystem steuert über 90 Prozent unserer Vorgänge im Körper ohne unseren willentlichen Einfluss. Dazu zählen z.B. Atmung, Herzschlag, Muskeltonus, Temperatur u.v.m. Ist unser Nervensystem in Balance spüren wir Präsenz, Erdung, Neugier und Verbundenheit. Wir gehen gerne in Kontakt mit anderen, daher heißt dieser Zustand auch soziales Engagement System. Begegnen wir einer Gefahr oder erhöhtem Stress wechselt das autonome Nervensystem blitzschnell in den Kampf- und Flucht-Modus. Wir spüren Erregung, Angst oder Wut – Emotionen, die uns helfen, die Gefahr zu bewältigen. Können wir auf diesem Weg die Gefahr und den Stress nicht lösen, greift die Erstarrung/Freeze Reaktion. Wir werden handlungsunfähig und spüren Scham, Ohnmacht und Resignation. Hilft auch das nicht, hat das autonome Nervensystem als finale Reaktionsmöglichkeit noch die Dissoziation. Dabei spüren wir nichts mehr uns sind weg. Das kann uns besonders bei lebensbedrohlichen Herausforderungen schützen. All das geschieht über unser Stammhirn reflexartig ohne unser Zutun dem Ziel, unser bestes Überleben zu sichern. So weit so gut – das war ein schneller Durchlauf durch die Erregungskurve deines Nervensystems und die Polyvagaltheorie. Ich habe dir das ganze nochmal verbildlicht in der untenstehenden Grafik, die eine Landkarte für dein autonomes Nervensystem darstellt. Hier findest du die einzelnen Erregungsstufen deines autonomen Nervensystems, die dazugehörigen Emotionen und - das war für mich so erhellend - die damit verbunden Denk- und Sprachmuster. Der Ausdruck „Ich muss…“ steht z.B. für den Kampf- und Flucht-Modus. Solltest du diesen Ausdruck häufig gebrauchen, darfst du dich wohlwollend fragen, ob du vielleicht unbewusst im Kampf- und Fluchtmodus gelandet bist? Das gleiche gilt für den Ausdruck „Ich kann nicht…“, der ein Hinweis auf den Erstarrungsmodus gibt. Beim genauen Hinsehen wird auch klar, dass der Weg aus der Erstarrung über den Kampf- und Fluchtmodus verbunden mit Gefühlen der Wut und Übererregung führt. Die Symptome und Mechanismen, die in deinem Körper- und Nervensystem bei der Regulation geschehen, findest du ebenfalls auf dem Schaubild. Diese Landkarte des autonomen Nervensystems ist so spannend, dass ich jedes Mal noch etwas Neues entdecken und sie unbedingt mit dir teilen wollte. PS: Das gezeichnete Schaubild ist ein Destillat aus meinem Wissen und Aufzeichnungen. Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
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